Kulturgenuss rund um den Wein
21. April 2007
Wein, Literatur und Barockmusik, dazu die anheimelnd-gemütliche Atmosphäre des historischen Rathauses von Weinähr – die „Schnooge“ hatten den gut 40 Gästen ihrer regionalen Weinprobe gestern Abend eine perfektive Mischung aus Kulturgenuss und Gaumenfreude kredenzt. Sogar ein Besucher aus Luxemburg und ein weiterer aus dem fernen Australien hatten den Weg in die „gute Stube“ der Gelbachgemeinde gefunden, in der Conny Wagner die Gäste begrüßte.
Launige, humorvolle Texte, die zum Thema Wein passten, las Bertold Arnold (Foto links) vor. Er gab heitere Erkenntnisse über die Beziehungen von Frauen und Wein ebenso zum Besten wie die 170 Jahre alten Ratschläge eines gewissen Antonius Anthus über den rechten Weingenuss. Unter dem Titel „Der Wein und das Genie“ erfuhren die Gäste unter anderem, dass der alte Goethe den edlen Tropfen mehr zugetan war als gemeinhin vermutet. Schöpfte der Dichterfürst am Ende seine Eingebungen etwa aus dem Weingenuss? Ob er bei seiner Wanderung an der Lahn über den Obernhöfer „Kippel“ zu Fuß oder per Kutsche getippelt war, wusste Bertold Arnold indes nicht zu beantworten. Neben der Literatur kam auch der Hörgenuss an diesem Abend nicht zu kurz: Werke von Händel, Bach und Daniel Purcell spielten Irmtraud und Michael Kasper aus Köln auf Querflöte und Fagott. Ihr Vortrag war virtuos und musikalisch ausgereift – kein Wunder, denn beide sind erfahrene Musiker. Irmhild Kasper ist Mitglied des renommierten Gürzenich Orchesters Köln, während Michael Kasper als Lehrer in der Domstadt arbeitet.
Über die Geschichte des Weinanbaus in Weinähr und Umgebung informierte der junge Student Felix Eschenauer, der mit profunden Kenntnissen brillierte und sich als ausgewiesener Fachmann auf seinem Gebiet erwies. Er berichtete von den – für den heutigen Geschmack – wohl gar nicht so genussvollen Anfängen des Weinbaus, wie ihn im Mittelalter die Mönche des Klosters Arnstein betrieben hatten. Damals, so erzählte Felix Eschenauer, muss der hiesige Wein noch ein ziemlich „übler Säuerling“ gewesen sein.
Dass der Weinbau 800 Jahre später ganz offensichtlich doch erhebliche Fortschritte gemacht hat – davon konnten sich die Gäste bei den Weinproben, die zwischen den kulturellen Beiträgen gereicht wurden, selbst ein Bild machen. Die passenden Erläuterungen lieferte ebenfalls Felix Eschenauer. Zu verkosten gab es weiße und rote Rebensäfte – ausschließlich aus heimischer Produktion, vom Weingut Edmund Scherer aus Weinähr und von seinen Obernhofer Kollegen Norbert Massengeil-Beck, Ernst Haxel sowie Uwe und Sabine Haxel, gewachsen auf den Lagen „Giebelhöll“ (Weinähr) und Goetheberg (Obernhof). Die Weinfreunde konnten sich auch davon überzeugen, dass der Schieferboden einen nicht unwesentlichen Anteil am Geschmack der durchweg hochwertigen Weine hat, wie Felix Eschenauer erläuterte. Der hiesige flachgründige Schieferboden verleihe den Weinen einen mineralischen, deftigen Geschmack, was ihnen besonderen Charakter gibt. Typisch für die Region seien vor allem die Rebsorten Riesling und Spätburgunder. In Weinähr habe der Weinbau in den vergagnenen Jahrzehnten allerdings stark an Bedeutung verlorten. Wurden früher einmal auf 16 bis 20 Hektar Reben angebaut, so ist es heute nur noch etwa ein Hektar.
Zu vorgerückter Stunde ging ein durchweg gelungener Abend zu Ende, der sicher mehr Resonanz aus der Weinährer Bevölkerung verdient hätte. Die Mehrzahl der Gäste kam von außerhalb.
Hallo Weinährer Schnooge,
auch im Namen des Verein für Heimat & Touristik Weinähr möchte ich Euch zu Eurer gelungenen Veranstaltung gratulieren. Diesem Bericht vorweg habe ich bereits viel positives erfahren. Macht weiter so.
Es waren kaum Weinährer da, das ist zwar schade, wichtig für unsere Weinbauregion sind jedoch die Besucher von außerhalb, denn ein gelungener Abend mit gutem Wein ist in dieser Hinsicht sicherlich eine gute Werbung für den Weinbau an der Lahn aber auch für Obernhof und Weinähr. Gäste aus Luxemburg und Australien nehmen sicherlich schöne Erinnerungen mit und werden diese nicht für sich behalten. Also Glückwunsch und Danke!