Weinähr war einst bekannt als das Wein- und Erdbeerdorf. Erdbeerfelder gibt es in der Gelbachgemeinde schon lange nicht mehr, doch der Wein gedeiht nach wie vor an den sonnigen Hängen der „Giebelhöll“. Der Weinährer Weinbau ist heute vor allem mit einem Namen verbunden, dem Winzermeister Edmund Scherer (57), dessen Weingut in diesem Jahr stolze 120 Jahre alt wird. Es ist damit das älteste Weingut an der Lahn.
Die Vorfahren von Edmund Scherer waren „Einwanderer“, sie kamen – so wie andere Winzer des Dorfes auch – von der Mosel ins Gelbachtal, wo sie ideale Bedingungen für den Anbau von Rebstöcken vorfanden. Edmunds Ururgroßvater Mathias Scherer zog im Jahr 1887 von Ediger an der Mosel nach Weinähr und ließ sich her mit seiner Ehefrau Barbara und sieben Kindern nieder. Der Weinährer Weinbau lag damals darnieder, die meisten Weinberge lagen brach und waren verkommen. Mathias Scherer kaufte den Arnsteiner Hof in der Bornstraße rodete brachliegende Rebflächen und legte neue Weinberge an. Von der Mosel brachte er den Riesling mit, denn bisher wurde an den Gelbachhängen nur Rotwein angebaut. Die nächsten Generationen konnten vom Weinbau alleine nicht leben und mussten zusätzliche Tätigkeiten annehmen, vor allem als Bergleute in der Weinährer Blei- und Silbergrube. In den 30-er Jahren intensivierte Anton Scherer II. den Weinbau und kaufte den Weinkeller in der Kellereigasse, die spätere „Giebelhöll“, die Hubert und Luise Scherer Anfang der 60-er Jahren unter großen Mühen in den Felsen hineintrieben. 1962 wurde die „Giebelhöll“ eröffnet, ein Lokal das zeitweise Kultstatus genoss.Im Jahr 1972 übernahm Edmund Scherer, der eigentlich den Beruf des Buchdruckers gelernt hatte, den Weinbau, den er seitdem in eigener Regie betreibt. In mühseliger Handarbeit rekultivierte er brachliegende Hänge, pflanzte Spätburgunder, Riesling, Kerner, Müller-Thurgau und Scheurebe. 1,2 Hektar bewirtschaftet Edmund Scherer, genug für 6000 bis 8000 Flaschen Wein jährlich. 1987 legte er seine Prüfung als Winzermeister ab; seine Weine sind mehrfach prämiert worden. Heute ist Edmund Scherer der letzte Vollerwerbs-Winzer in Weinähr; von den einst 16 Hektar Rebflächen der 30-er Jahre ist nur noch wenig übrig geblieben. Lediglich der Obernhofer Winzer Norbert Massengeil Beck und Klaus Treis bewirtschaften noch kleinere Flächen im Ort.1976 erwarb Edmund Scherer den „Arnsteiner Hof“, der damit in fünfter Generation wieder an die Familie zurückfiel. Später wagte er den Schritt, dort eine eigene Gastwirtschaft zu eröffnen – mit großem Erfolg, wie sich zeigte. Das Bearbeiten der Steillagen ist beschwerlich, wie Edmund Scherer berichtet. Bis zu 1250 Arbeitsstunden fallen pro Hektar jährlich an; in der Pfalz sind es 280 bis 300 Stunden. Bis heute bereitet dem 57-Jährigen das Arbeiten in der Natur Freude, wenngleich ihm der Gedanke an einen fehlenden Nachfolger durchaus Sorgen bereitet. „Die Jugend hat kein Interesse am Weinbau mehr“, bedauert er. Und so hält er Ausschau nach einem tatkräftigen jungen Mann oder Frau, die bereit wären, in einigen Jahren sein Werk fortzusetzen und damit ein Stück Weinährer Kulturgeschichte zu erhalten. Bisher allerdings vergeblich.
Edmund Scherer ist aber nicht nur als ausgezeichneter Winzer und Gastwirt bekannt. Auch als Marionettenspieler hat er sich im Laufe der beiden letzten Jahrzehnte einen Namen gemacht. Mit seiner vor 18 Jahren entflammten Leidenschaft für das Puppenspiel knüpft er an Erfahrungen aus seine Jugendzeit an: Als Schüler in Lahnstein spielte er in der Hohensteiner Puppenkiste das Sandmännchen, und daheim wurde das Kasperletheater gepflegt, erinnert er sich. Und so erfreut er heute seine Gäste mit urigen Charakteren wie „Oskar dem Bayern“, „Schabo dem Koblenzer“, dem „Mannser Ernst“ oder „Pater Luigi“ – alles Figuren, die reale Vorbilder haben und mit denen er Geschichten im heimischen  Dialekt erzählt. Ein weiteres großes Hobby ist der Komiker Heinz Erhardt, dessen Texte Edmund Scherer in- und auswendig kennt.
Wer das gemütliche Lokal in der Bornstraße aufsucht, fühlt sich sogleich heimisch. So wie jenes Ehepaar, das vor wenigen Tagen bei einem Schoppen Riesling spontan begeistert ausrief : „Was für ein hübscher kleiner Ort!“ Edmund Scherer erklärt das Besondere seines Lokals so: „Ich möchte meinen Gästen ein Stück Lebensqualität und Lebensfreude bieten, mit gutem Wein und raffinierten Winzergerichten meiner Frau, dazu Lebensweisheiten und Sprüche von Heinz Erhardt“.
Wir, meine Frau Rita und ich, sind aus Gelsenkirchen.
In den 90er Jahren verbrachten wir einige Urlaube in Weinähr .
Abends in der Giebelhöll bewunderten wir das Talent vom
Ede Scherer, wenn er die Sketche von Heinz Erhardt und
Jürgen von Manger aufführte .
Herzliche Grüße und alles Gute wünschen
Rita und Friedel Quant