Wir in Weinähr

Rund 6000 Euro sollte die Sanierung der Weinährer Rathaus-Fassade eigentlich kosten; der Auftrag war vergeben, ein Musterbrett für das defekte Traufgesims wurde angefertigt — doch dann kam die Denkmalpflegebehörde ins Spiel. Jetzt wird alles vermutlich wesentlich teurer. Und: Der Gemeinderat ist sauer. So sauer, dass sogar Stimmen laut wurden, das Rathaus zu verschenken.

Das von der Zimmerei Holger Kappler (Dies) angerfertigte Musterbrett, so Ortsbürgermeister Mathias Schliemann, entspricht nicht den Vorstellungen der Unteren Denkmalpflege des Rhein-Lahn-Kreises, weil die Profilierung nicht mit dem Fachwerk harmoniere. Vorschlag der Behörde: Die Ortsgemeinde Weinähr sollte einen Facharchitekten beauftragen. Problem: Die Gemeinde könnte die dafür notwendigen 2000 Euro derzeit gar nicht aufbringen. Auch nicht das Geld, um die Forderungen der Behörde zu erfüllen, die laut Schliemann auf Kosten von mindestens 10.000 Euro hinauslaufen würde. Es sei schon ärgerlich, dass die Denkmalpflegerin Olschner „ein halbes Jahr herumgeeiert“ habe, bevor sie sich zu dem Thema geäußert hat. Schliemann hat deshalb zwischenzeitlich den Landtagsabgeordneten Frank Puchtler (SPD) und Landrat Günter Kern (SPD) um ihre Hilfe gebeten.

Die Zeit drängt, denn eigentlich müsste die Fassade schon längst saniert sein, weil Wasser in das Gebäude eindringt. Der Bauausschuss-Vorsitzende Christoph Linscheid berichtete, dass die Behörde sogar vorgeschlagen habe, die Giebelwand über dem Fachwerk komplett zu verschiefern.

Heinz-Peter Schuck (SPD) schlug vor, dass die Gemeinde das Rathaus der Denkmalpflegebehörde schenken könnte, weil Weinähr seine eigene Unfähigkeit erkannt hat, mit einem historischen Gebäude umzugehen, so Schuck. „Das Rathaus bleibt trotzdem stehen“, meinte er.