Die Rücklage, von der niemand etwas wusste
8. April 2009
Wer hätte das gedacht: Die Ortsgemeinde Weinähr besitzt mehr als 35.000 Euro, ohne davon gewusst zu haben. Erst anlässlich von Gesprächen über den neuen Straßenbeleuchtungsvertrag habe er davon erfahren, dass die Gemeinde seit Jahren eine Kapitalrücklage bei der SÜWAG gebildet hat, teilte Ortsbürgermeister Mathias Schliemann am Dienstagabend dem völlig überraschten Gemeinderat mit.
Das Geld, so der Ortschef, sei dazu bestimmt gewesen, dass die Gemeinde zum Beispiel bei der Erschließung neuer Baugebiete Lampen finanzieren kann. Selbst das dienstälteste Weinährer Ratsmitglied, Heinz-Peter Schuck (SPD), hatte von dieser Rücklage noch nie etwas gehört, wie er erklärte. Vermutlich wurde das Geld alljährlich zusammen mit der Rechnung für die Straßenbeleuchtung, die auch Wartungskosten für die Lampen enthält, an die SÜWAG gezahlt, sagte Schliemann.
Jetzt will er bei der Kommunalaufsicht in Bad Ems anfragen, ob es möglich ist, die Rücklage aufzulösen, um sich finanziell etwas Luft zu verschaffen. So wäre zum Beispiel eine vorzeitige Kredittilgung denkbar.
Vorerst unklar bleibt, ob die SÃœWAG das angesparte Kapital auch, wie von dem Frankfurter Energieriesen behauptet, mit drei Prozent verzinst hat. Eine Anfrage des Ortsbürgermeisters von Kaltenholzhausen (VG Hahnstätten), habe nämlich ergeben, dass die SÃœWAG womöglich überhaupt keine Zinsen gezahlt hat, teilte Schliemann mit. „Das schafft nicht unbedingt Vertrauen“, sagte er. Auch mit Blick auf die anstehenden Gespräche über den neuen Straßenbeleuchtungsvertrag. Zwar habe die SÃœWAG ein Angebot vorgelegt und dabei auch zu einer raschen Annahme gedrängt. Andererseits könnten zumindest Teile des Angebots auch von örtlichen oder regionalen Firmen übernommen werden, so der Ortschef. „Wir sind ja nicht mit der SÃœWAG verheiratet.“