Für die Rathaus-Sanierung gibt’s keinen Cent
28. April 2009
Für das historische Rathaus in Weinähr wird es eng: Die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GdKE) in Mainz hat es abgelehnt, die dringend erforderliche Reparatur der Fassade des geschützten Fachwerkgebäudes finanziell zu unterstützen. Dies teilte Ortsbürgermeister Mathias Schliemann jetzt mit.
Nach letzten Kostenschätzungen kostet eine Sanierung der Gefache, der Balken und des bereits stark angegriffenen Traufgesims sowie der Fensteranstrich rund 10.000 Euro. Eine Summe, die die Ortsgemeinde Weinähr schlicht nicht besitzt, zumal sie derzeit — auch finanziell — voll in den laufenden Bau des Dorfplatzes eingespannt ist. Schlimm aus Sicht der Ortsgemeinde: Die GdKE macht auch keinerlei Hoffnung, dass sich die Erfolgsaussichten zu einem späteren Zeitpunkt verbessern könnten. In ihrem Schreiben stellt die Behörde der Ortsgemeinde „anheim, die Maßnahme zu verschieben“.
Ortschef Schliemann ist entsprechend verärgert: „In zwei Jahren – so vermute ich – sind die ungeschützten Balkenköpfe an der Fassade, gänzlich weggefault.“ Der Gemeinderat werde nun in seiner Mai-Sitzung beraten, wie er nun weiter vorgeht. Ende 2008 waren bereits Stimmen laut geworden, das gut 400 Jahre alte Gebäude zu verschenken, um sich eines nicht enden wollenden Kostenfaktors zu entledigen.
Einigen Bürgerinnen und Bürgern aus Weinähr ist sicherlich noch die gut leuchtend rote Farbe des Anstriches vor der großen Sanierung des Rathauses in Erinnerung. Damals waren die „Experten“ der Denkmalpflege der Meinung, dass man den richtigen Farbton getroffen hat. Nach der Renovierung sah die Farbe plötzlich wieder anders aus. Die „Experten“ der Denkmalpflege müssen es ja wissen. Zuletzt hat man festgestellt, dass der Putz Joghurt enthalten muss. Leider hat man den falschen Joghurt benutzt, sonst würde der Putz nicht wieder abfallen. Der Joghurt war vermutlich links drehend. Den kannte man aber früher noch nicht. Bei rechts drehendem Joghurt wäre der Putz heute sicherlich noch an der Wand. „HA HA“. Den Einwohnern muss es zur Zeit der Erbauung doch recht gut gegangen sein, sonst hätten sie keinen Joghurt für den Verputz des Rathauses übrig gehabt.
Weil die Experten gegen Ende der Sanierung offensichtlich eilig hatten, wurde der Fußboden des Speichers kurzerhand mit Spanplatten zugenagelt. Die gab es ja vor 400 Jahren auch schon.
Heutzutage will die Denkmalpflegebehörde überall mitbestimmen, nur zahlen, können es die anderen. Ein Vorschlag der Gemeinde, das Dach nach vorne zu verlängern (optisch am ehesten zu vertreten, und die gesamte Giebelwand wäre geschützt) wurde abgelehnt. Stattdessen soll ein Traufegesims errichtet werden.
Leider reicht ein Traufegesims nicht aus, weil der darüber liegende Teil immer noch nicht vor Feuchtigkeit geschützt wird.
Die Krönung nach dem Einwand, dass ein Traufegesims nicht ausreicht, war der Vorschlag, die Giebelwand mit Schiefer zu verkleiden.
Mein Vorschlag: Wenn der Schiefer allerdings dann noch mit Joghurt angeklebt wird, könnte dies zum Erfolg führen.
Ich denke, dass die Denkmalpflegebehörde zurzeit finanziell und arbeitsmäßig total überlastet ist. Vermutlich will man bei dem Wiederaufbau der Limesanlage keine Fehler machen. Die zukünftigen Touristen müssen doch verpflegt werden, und der Ofen, der mit getrockneten Kuhfladen das Pommesfett erhitzt, muss noch konstruiert werden. Sicherlich macht man sich auch schon Gedanken darüber, welches Römerkostüm man bei der Wiedereröffnung tragen soll. Denn jeder, der da mitmacht, will doch der Schönste sein. Und wenn dann die Römersandalen bei den Schaukämpfen nicht so richtig passen sollten, kann man sich doch rechtzeitig, damit die Ausgaben nicht so sehr in die Höhe treiben, beim ALDI ein Paar preiswerte Turnschuhe kaufen.
Nicht vergessen: Toilettenpapier gab es früher noch nicht. Es muss bis zur Wiedereröffnung dringend ein Ersatzstoff her. Selbstverständlich denkmalgerecht. Nur dann klebt der Erfolg an der Hand.
Dieser Artikel wurde überarbeitet. Denn nicht die Untere Denkmalpflege in Bad Ems, sondern die Generaldirektion Kulturelles Erbe in Mainz hat die Bezuschussung der Fassadensanierung abgelehnt. Der Mitarbeiterin der Kreisverwaltung Bad Ems ist hier kein Vorwurf zu machen.