Als der Obernhofer Winzer Norbert-Massengeil Beck vor rund eineinhalb Jahren den ehemaligen Weingarten Schnepf kaufte, machte er eine interessante Entdeckung. Dort, wo sein neuer Weinbaubetrieb entstehen sollte, stand einst die älteste Mühle von Weinähr, die „Göbelsmühle“, vormals „Arnsteiner Mühle“. Fast 600 Jahre lang wurden hier Getreide zu Mehl, Ölsaatfrüchte zu Öl und zuletzt Rebholz mit Trester zu schwarzem Farbpulver gemahlen. In ihrer Blütezeit trieb der Gelbach drei mächtige Wasserräder an. Bis 1925 verlief der untere Mühlgraben über einen Teil des Sportplatzes, der einmal im Ãœberschwemmungsgebiet lag. Erst 1901 übernahm der von der Mosel stammende Winzer Peter Sehl das Anwesen und errichtete hier einen Winzerbetrieb, später „Schnepf’s Weingarten“, der vor zwei Jahren seine Pforten schließen musste.
Die Geschichte der alten Arnsteiner Mühle, die vor mehr als 700 Jahren auf dem Boden von „Schnepf`s Weingarten“ gebaut wurde, ist in einem Artikel von Josef Kläser im Heimatjahrbuch von 1992 festgehalten, den Norbert Massengeil-Beck auf dem Dachboden des Hauses vorfand. Demnach wurde die „Arnsteiner Mühle“ erstmals im Jahr 1302 in einer Urkunde als Besitz des Deutschen Ordens in Koblenz erwähnt, 1419 ging das Anwesen in Besitz des Klosters Arnstein über. Um das Jahr 1600 sprechen die Weinährer von der „Oberen Mühle“, nachdem im untere Ortsteil ein zweites Mahlwerk gebaut wurde, die frühere Gaststätte „Zur Mühle“, heute ein Pachtgebäude der Deutschen Post.
Weitere Mühlenbauten machten der „Oberen Mühle“ in den nächsten Jahrhunderten wirtschaftlich zu schaffen. 1683 entstand auf der Obernhofer Gelbachseite, das damals zu Nassau-Oranien gehörte und deshalb „Ausland“ war, eine weitere Mühle. Und es kam noch ärger: Um 1700 entstanden am „Sannersborn“, in der Nähe des Eschenauer Hofes, sowie „nächst Weinähr“ zwei weitere Mühlen, die der alten Arnsteiner Mühle die ökonomische Grundlage zu entziehen drohten. Das Kloster reagierte mit einem „Mühlenbann“, der die Bewohner von Winden und Weinähr dazu zwang, ihr Mehl ausschließlich in Weinährer Mühlen mahlen zu lassen.
Ãœber die Jahrhunderte wechselten mehrfach die Pächterfamilien der „Oberen Mühle“, von den Emrichs, Breidenbachs und Mefferts im 16. Und 17. Jahrhundert über die Eschenauers (18. Jahrhundert) bis hin zur Familie Göbel, die die Obere Mühle über 100 Jahre lang bis 1872 bewirtschaftete. 1876 übernahm die Firma Hirsch & Merzenich aus Höhr-Grenzhausen die Mühle am Gelbach, um hier altes Rebholz, Trester und Heferückstände zu schwarzem Farbpulver zu verarbeiten. Die Mühle wurde fortan „Schwarzmühle“ genannt. Die Geschichte dieser Farbmühle war jedoch nur kurz. In der Nacht des 12. Februar 1892 wurden die Weinährer aus dem Schlaf gerissen, als die „Schwarzmühle“ in Flammen stand und vollständig vernichtet wurde. Erst neun Jahre später schlug der Winzer Peter Sehl ein neues Kapitel auf. Heute jedoch erinnert nichts mehr an die „Arnsteiner Mühle“, die älteste von insgesamt zehn Mühlen, die einst im unteren Gelbachtal existierten.