Bevölkerungsschwund hat auch Weinähr erreicht
1. September 2010
Eine positive Bilanz der Entwicklung Weinährs hat Ortsbürgermeister Mathias Schliemann in der Einwohnerversammlung am Montagabend im Rathaus gezogen. „Wir haben viel erreicht in den letzten Jahren“, sagte er vor gut 30 Zuhörern.
Stolz sei er vor allem auf den Bau des Dorfplatzes, bei dessen Gestaltung Weinährer Bürger inzwischen mehr als 1600 unentgeltliche Arbeitsstunden geleistet hätten. Auch finanziell sei das Projekt ein Kraftakt für die Gemeinde gewesen, meinte Schliemann. Denn von Gesamtkosten von 200.000 Euro habe das Land zwar 120.000 Euro Zuschuss gezahlt, doch musste die Gemeinde sich erneut mit rund 30.000 Euro verschulden. Der Gesamtbetrag der Weinährer Schulden habe zum 1. Januar 2010 295.000 Euro betragen.
Sorgen bereitet dem Ortschef die Bevölkerungsentwicklung: Der größte Teil der 447 mit Hauptwohnsitz in Weinähr gemeldeten Einwohner entfällt auf die 40 bis 59-Jährigen, jüngere Menschen gebe es immer weniger. Eine Entwicklung, mit der Weinähr nicht alleine dasteht, die aber symptomatisch für den demografischen Wandel ist.
Zufrieden äußerte sich Ortschef Schliemann zur laufenden Sanierung des historischen Rathauses, das allerdings erneut die Gemeindekasse stark belaste. Zwar erhält Weinähr Zuschüsse von 58.500 Euro, doch rund 36.500 Euro bleiben an gehen zu Lasten der Ortsgemeinde, sagte Schliemann. Immerhin „Was die Firmen hier leisten ist hochzufriedenstellend.“ Nach Fertigstellung der Arbeiten, in deren Mittelpunkt das Richten des Giebels steht, wird Weinähr wieder ein Schmuckstück haben, war sich der Ortsbürgermeistder sicher.
Das nächste größere Projekt steht ebenfalls bereits vor der Tür, und zwar der Ausbau der Kellereistraße, über die die Anwohner am 13. September umfassend informiert werden sollen. Ziel sei ein Ausbau, der so kostengünstig sein soll wie möglich, schließlich müsse auch die Ortsgemeinde ihren finanziellen Anteil leisten. Welcher Straßenbelag gewählt wird — Pflaster oder Asphalt –, sei aber offen.
Ein „Kompliment an die ehrenamtlichen Leistungen in Weinähr“ machte Verbandsbürgermeister Udo Rau (CDU), er über Angelegenheiten der aus der VG Nassau berichtete. Für die Weinährer Feuerwehr stehe die Beschaffung eines neuen Kleinlöschfahrzeugs voraussichtlich 2012 bevor. Dies sei im vielbefahrenen Gelbachtal notwendig, so der Verbandsbürgermeister. Rau ging auch auf den Neubau von Feuerwehrhäusern in Singhofen und Attenhausen ein, ebenso auf die hohen Ausgaben für Atemschutz und Digitalfunk.
Die demografische Entwicklung zeige sich auch am neuen Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde, in dem erstmals kein neues Bauland mehr ausgewiesen sei. Der Schwerpunkt werde in der innerörtlichen Entwicklung liegen, da sonst Ortskerne zu veröden drohten. Rau: „Da wird einem angst und bange.“ Von Ãœberalterung und Gebäudeleerständen werde insbesondere die Ortsgemeinde Obernhof „massiv betroffen sein“, so der Bürgermeister.
Handlungsbedarf sieht Rau auch im Bereich Kinderbetreuung, da ab 2013 ein Rechtsanspruch für alle Kinder ab einem Jahr auf einen Betreuungsplatz bestehe. Geplant sei eine Kinderkrippe für Nassau mit 30 bis 40 Plätzen, wobei es derzeit noch Probleme mit der Stadt wegen der Frage eines geeigneten Standorts gebe. Gut angelaufen sei die Ganztagsbetreuung in der Nasssauer Grundschule, die ab diesem Schuljahr nur noch dreizügig sei. Hier habe die VG Nassau viel Geld in den Bau einer Mensa und die Modernisierung der Heizungsanlage investiert. Voraussichtlich im kommenden Jahr soll noch ein Aufzug für rund 400.000 Euro angebaut werden, damit auch behinderte Menschen die Schule barrierefrei nutzen können.
Das Nassauer Schulzentrum, so Rau, soll in eine Realschule plus umgewandelt werde. Nach dem Scheitern der Integrierten Gesamtschule mit Bad Ems sei es nun wichtig, das Image der Schule wieder aufzupolieren. Warum die Schule bei manchen Eltern keine Akzeptanz findet, sei ihm allerdings rätselhaft. Die Kritik sei für ihn nicht so recht fassbar, sagte Rau.
Mit einem Schuldenstand von 1,8 Millionen Euro stehe die VG Nassau im Vergleich noch recht gut da, meinte Rau zur finanziellen Situation. Sorgen bereiteten ihm allerdings die zunehmenden Kassenkredite, mit denen die Kommunen sich kurzfristig Geld ebschaffe. Zum Thema Wasser und Abwasser kündigte der Bürgermeister eine weitere Einwohnerversammlung in einigen Monaten an. Angesichts sinkenden Wasserverbrauchs sei es unvermeidbar, dass sich die Verbandsgemeinde fehlende Einnahmen von den Kunden, sprich dem Bürger, holen muss.
Die Daten sprechen für sich. Es ist eine stolze Zahl, dass 1600 unentgeltliche Stunden dem Ort zugute kamen.
Dass immer mehr junge Leute gehen, liegt leider unter anderem nun mal auch an der Arbeit, heutzutage geht man mit der Arbeit, zumindestens gehen viele mit dem Trend und sind froh, Arbeit zu finden und dafür gegebenfalls sogar auch umzuziehen.
Leider muss ich auch sagen, dass wir drei den Ort Weinähr !!!LEIDER!!! auch in nichtmal mehr drei Monaten verlassen werden.
Ich habe mich hier bei den meisten Leuten, die wir kennen, sehr wohl gefühlt. Wir gehen unter anderem auch wegen der Arbeit. Aber für manche ist es vielleicht ein Trost, dass wir dennoch in unmittelbarer Umgebung bleibe 🙂 Ich fühle mich hier sehr wohl und werde auch noch oft genug zu Besuch kommen.
Ich hoffe aber dennoch, dass der Ort bald wieder junge Leute aufnimmt, die eventuell zuziehen und sich die Statistik noch zum Positiven verändert. Vielleicht wird sich ja auch noch der Kontostand der Gemeinde ändern, so dass die Gemeinde in der nächsten Generation schuldenfrei ist. Die Hoffnung stirbt zumindest zuletzt.
Mfg Christian Martin