„Alkoholfreie Schnapsidee“: Lisa arbeitet in Ghana
30. April 2015
Eigentlich war es eine alkoholfreie Schnapsidee…
…so erklärte Lisa Scherer aus Weinähr ihr Vorhaben, für drei Monate in einer Klinik im fernen Afrika zu arbeiten. Am Dienstag hob ihr Flieger nach Ghana ab. Nach ihrem sehr erfolgreichen Studium der Physiotherapie in Heidelberg könnte sie ja endlich ihr erstes Gehalt verdienen. Stattdessen geht es ehrenamtlich, das heißt in ihrem Fall, ohne einen Cent zu verdienen, nach Ghana, genauer gesagt nach Eikwe. Dort befindet sich das St. Martin de Porres Hospital, eine katholische Gesundheitseinrichtung.
Das Krankenhaus verfügt über 175 Betten und ist spezialisiert auf Gynäkologie und Geburtshilfe. Es stellt jedoch auch Dienste zur Verfügung, die von der kurativen Versorgung bis zur Vorsorge, Rehabilitation und gesundheitlicher Aufklärung reichen. Im Durchschnitt sorgt es für eine Bevölkerung von 100.000 Menschen, hat 10.000 stationäre Aufnahmen im Jahr und betreut etwa 6500 Fälle in der Ambulanz (Outpatient Department, OPD). Über 3000 Eingriffe werden jedes Jahr vorgenommen.
Nach vielen Plänen, Formalitäten, Impfungen und Besorgungen zeichnete sich Lisa Scherers Vorhaben immer klarer ab: „Ich werde eine physiotherapeutische Abteilung in dieser Klinik anbahnen!“ Und als die Ärzte vor Ort die Kontakte mit Lisa in Weinähr aufnahmen, wurde aus der „Schnapsidee“ ein sehr konkretes, wissenschaftlich fundiertes Konzept, zum Beispiel die Zusammenstellung der benötigten Therapiemaßnahmen, erarbeitet.
Fahrten nach Würzburg, wo eine Ärztin lebt, die selbst über 30 Jahre lang im St. Martins Hospital lebte und arbeitete, gehörten ebenso zu Lisas Vorbereitung wie unzählige E-Mails und Kurznachrichten mit den afrikanischen Mitarbeitern. Die anstehende Reise sprach sich herum. Das Gewicht der persönlichen Gegenstände von Lisa war mit der Zeit erheblich leichter als das Gewicht der mitzunehmenden Materialien. Aus allen Himmelsrichtungen kamen Päckchen an mit Dingen, die in der Klinik fehlen: Schläuche, Handschuhe, Medikamente, Desinfektionsmittel und vieles mehr. Und nebenbei wollte Lisa ja auch noch Arbeitsgeräte für „ihre“ physiotherapeutische Abteilung mitnehmen! Mit diesem Gepäck machte sie sich alleine auf den Weg.
Und nun bleibt noch die Frage: Wer finanziert dieses Vorhaben? Ja, den weitaus größten Teil begleicht sie von ihrem Ersparten; aber da gab es auch von vielen Familienangehörigen neben den guten Wünschen auch das eine oder andere Euro-Scheinchen, das sie dankbar annahm. Denn selbst für das „tägliche Brot“ muss sie aufkommen (vorsorglich hat sie haltbare Nahrungsmittel, Brotbackmischungen und Gewürze eingepackt); lediglich die Unterkunft ist kostenfrei. Es ist ein spannendes Vorhaben geworden, diese „Schnapsidee“! Gerne geben Lisas Eltern ergänzende Informationen weiter, denn dank der modernen Technik sind sie immer auf dem Laufenden.