Vorstandswahl geplatzt: Erstes Totenglöcklein
läutet für „Verein für Heimat und Touristik“
8. Januar 2008
Der geschäftsführende Vorstand des Vereins für Heimat und Touristik, bestehend aus dem Vorsitzenden Sven Bender (Foto), seinem Stellvertreter Wilfried Kopp und Geschäftsführerin Andrea Mertlich, ist während der Jahreshauptversammlung im Landhotel Weinhaus Treis gestern Abend geschlossen zurückgetreten und stand für die anstehende Neuwahl des Vorstands nicht mehr zur Verfügung. Nachfolger für die zurückgetretenen Vorstandsmitglieder konnten nicht gewählt werden, weil sich niemand – anwesend waren nur drei weitere Vereinsmitglieder – für eine Kandidatur bereit erklärte. Vorsitzender Bender kündigte an, demnächst zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einzuladen, bei der ein erneuter Versuch unternommen werden soll, einen Vorstand zu wählen. Sollte auch dieser Versuch scheitern, müsste eine dritte Mitgliederversammlung anberaumt werden. Bleibt der Verein trotz aller Bemühungen ohne Führung, müsste er beim Amtsgericht Montabaur liquidiert werden. Bis es soweit ist, wird der Verein vom alten Vorstand vorerst weiter vertreten, wie Bender erläuterte.
Mit dem Rücktritt des Vorstands sieht es derzeit danach aus, dass das Totenglöcklein für einen Weinährer Traditionsverein geläutet wird, der erst vor rund drei Jahre als Nachfolger des „Verkehrsvereins“ aus der Taufe gehoben worden war. Nachdem damals Sven Bender als junger, dynamischer Vorsitzender mit frischen Ideen ans Werk gegangen war, stellten sich im Verlaufe des vergangenen Jahres Misstöne innerhalb des Vorstands ein, in deren Folge Bender und Geschäftsführerin Mertlich zurücktraten. Gestern nun war auch der zweite Vorsitzende Winfried Kopp nicht bereit, die Verantwortung für den Vorsitz zu übernehmen. Vorsitzender Bender zeigte sich enttäuscht darüber, dass lediglich sechs Mitglieder an der Versammlung teilnehmen – ein Zeichen für den Zustand des Vereins für Heimat und Touristik, wie er meinte.
Der Fachberater im Vorstand, der Hotelier Klaus Treis, sprach die Möglichkeit an, den Verein als reinen Heimat- oder Verschönerungsverein weiterzuführen. Dies könnte vielleicht zu einem stärkeren Zuspruch bei den Bürgern führen. Derzeit habe der Verein damit zu kämpfen, dass er als „Verein für die Geschäftsleute“ angesehen wird. Treis wies darauf hin, dass der Verein für Heimat und Touristik auch viel für die Einheimischen getan habe. So werde beispielsweise der Bachweg nicht nur von Gästen genutzt, sondern in hohem Maße auch von Weinährern.
Nach Angaben des Vereinsvorstands waren zuletzt nur noch 44 zahlende Mitglieder im Verein für Heimat und Touristik registriert, darunter 15 Betriebe, zwei Hotels und 27 Privatleute. Seit Jahren nimmt die Mitgliederzahl ab, allein zum Ende des vergangenen Jahres seien noch einmal vier Personen ausgetreten, hieß es.
Dabei steht die drohende Liquidierung des Vereins für Heimat und Touristik in krassem Gegensatz zu seinen Erfolgen, wie aus den Berichten des Vorsitzenden und der Geschäftsführerin hervorging. Zwar hatte das Jahr schwach begonnen: An der 3-Hütten-Wanderung nahmen wegen des schlechten Wetters nur 35 Personen Personen teil – in den Vorjahren waren es bis zu 120 -, doch waren die übrigen Veranstaltungen gut bis sehr gut besucht. Größter Erolg des Jahres 2007 war das Grillfest, bei dem der Verein laut Bender und Mertlich so viel eingenommen hat wie nie zuvor. Außerdem beteiligte sich der Verein am Karnevalszug,stellte Wanderschilder auf (Werner Heckenroth und Stefan Scherer), installierte einen „Osterbaum“ am Rathaus, der laut Treis bei den Gästen hervorragend ankam, bezahlte der Rentnerband eine Fahrkarte nach Köln, unterstützte die Gemeinde beim Brückenfest und nahm zuletzt auch am Adventsmarkt teil. Auch hier übte Bender Kritik: Vom Vorstand seien nur er und Andrea Mertlich als Helfer erschienen. „Wir standen den ganzen Tag zu Zweit alleine da!“ Gut sei hingegen die Hilfe während des Grillfestes gewesen.
Für 2008 gab Sven Bender drei Schwerpunkt aus:
- Teilnahme am Fastnachtsumzug mit einem eigenen Wagen. Thema: alte Schule
- 3-Hütten-Wanderung am 24. Februar
- Grillfest am 4. August, dessen Realisierung hänge allerdings von der Zukunft des Vereins ab.
Darüber hinaus plant der Verein, neue Wanderschilder zu installieren, die bereits bestellt seien. Ebenfalls installiert wird in Kürze der Schaukasten des Vereins; dafür werden noch freiwillige Helfer gesucht. Mit einem Helferfest soll schließlich den Unterstützern des Grillfestes gedankt werden.
Positiv war auch der Kassenbericht, den Dirk Wolff, verlas. Fazit von Klaus Treis: Der Verein steht gut da, auch dank des Engagements der Mitglieder. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet.
Vorsitzender Bender kommentierte den Geschäfts- und Kassenbericht mit den Worten: „Der Verein für Heimat und Touristik hat einen guten finanziellen Bestand und eine große Bedeutung für Weinähr. Es hat oft auch Spaß gemacht.“ Gleichwohl sehe er angesichts des dünnen Interesses der Mitglieder derzeit keine Chance, dass es so weitergehen kann wie bisher. Klaus Treis merkte an, dass der frühere Bürgermeister Reinhard Seibel den Verein 30 Jahre lang geführt hat, durch alle Höhen und Tiefen.