Rathaus-Sanierung noch teurer als befürchtet
20. November 2009
Die Sanierung des Weinährer Rathauses wird noch erheblich teurer als zunächst befüchtet. Dies ist das Ergebnis einer Schadenskartierung des Niederbrechener Architekten Stephan Dreier. Demnach muss die Gemeinde mit Kosten von rund 95.000 Euro rechnen, um das 400-jährige Gebäude wiederherzustellen, teilte Ortsbürgermeister Mathias Schliemann nach einer Ortsbesichtigung am Donnerstag mit.
An dem Gespräch nahmen Vertreter der Denkmalpflege, der Bauverwaltung der Verbandsgemeinde Nassau sowie Verbandsbürgermeister Udo Rau (CDU) teil. Die gute Nachricht: Keiner der Schäden ist so groß, dass er nicht noch behoben werden kann. Allerdings zeigte die Untersuchung des Fachwerkspezialisten Dreier, dass nahezu sämtliche Schäden deshalb entstanden sind, weil der Giebel seinerzeit nicht gerade gestellt worden sei. Somit sei Wasser jahrelang im mittleren Teil der Fassade heruntergelaufen und in Gebälk und Gefache eingedrungen.
Nach Dreiers Einschätzung kann der Architekt nicht für diese Mängel verantwortlich gemacht werden; er halte es für wahrscheinlich, dass ein Gutachter zu demselben Schluss kommen würde. Wie berichtet, überlegt die Gemeinde, ob sie den für die Rathaus-Sanierung vor 15 Jahren verantwortlichen Architekten in Regress für die jetzt entdeckten Schäden nehmen will.
Der Fachmann schlug vor, den Giebel um etwa 35 Zentimeter aufzurichten, um in Zukunft das Eindringen von Wasser zu unterbinden. Dies würde allerdings bedeuten: Das Dach müsste aufgedeckt und die Schalung abgenommen werden. Der Dachüberstand würde nach dem Richten des Giebels um 35 Zentimeter im Giebelbereich verlängert. Bei dieser Maßnahme soll das Rathaus komplett „überholt“ werden, das heißt, dass das Rathaus dann komplett eingerüstet würde, um das gesamte Gebälk und die Gefache zu überprüfen. Nach derzeitigen Erkenntnissen sieht es allerdings so aus, dass weder die Wetterseite (Gelbachseite) noch die beiden Längsseiten große Schäden aufweisen. Hier sind offenbar meist nur geringfügige Ausbesserungsarbeiten notwendig. Das Gebäude soll auf Vorschlag Dreiers dann aber vollständig gestrichen werden. Spätestens im Frühjahr 2010 soll die Sanierung vorgenommen werden, um weitere Schäden zu vermeiden.
Die Finanzierung ist laut Schliemann derzeit aber noch unklar. So habe Dr. Alexandra Fink von der Generaldirektion kulturelles Erbe zwar finanzielle Hilfe zugesagt, doch wie hoch diese ausfallen wird, sei noch offen. Fink und Katja Laupert von der Unteren Denkmalpflegebehörde zeigten sich betroffen über den Zustand eines der ältesten Rathäuser von Rheinland-Pfalz, dessen Sanierung seinerzeit von der Denkmalpflege mit immerhin rund einer Million Mark gefördert worden war.
Auch Verbandsbürgermeister Udo Rau sagte der Gemeinde Unterstützung zu; Gespräche mit der Kreisverwaltung wollte er umgehend führen. Ortsbürgermeister Mathias Schliemann bezeichnete die anstehende Sanierung, für die die Gemeinde derzeit lediglich 10.000 Euro im Haushalt stehen hat, nach dem „Kraftakt Dorfplatz“ einen „Schlag in die Magengrube“ für Weinähr. Um so wichtiger sei gewesen, die Süwag-Rücklage (35.000 Euro) weitgehend aufzulösen.