Dorfplatz: Ohne Einsatz der Bürger geht es nicht
6. Juni 2008
Unentgeltliche Arbeiten im Wert von 52.000 Euro werden die Weinährer Bürger erbringen müssen, um ihren Dorfplatz verwirklichen zu können. Dies erläuterte die mit der Projektplanung beauftragte Städteplanerin Claudia Redlin am Donnerstagabend im Rathaus. Nur mit diesen erheblichen Eigenleistungen sei das Projekt zu realisieren.
Der zunächst vorgesehene Abriss der alten Schule wird dabei das Ortsbild im Dorfkern von Weinähr grundlegend verändern. Zum ersten Mal, so die Landschaftsplanerin Claudia Renz, wird es von der Bornstraße aus freie Sicht auf die Kirche geben. An Stelle der alten Schule wird ein großer Platz entstehen, der als Treffpunkt für die ganze Dorfbevölkerung, aber auch zum Feiern von Festen dienen wird. Auf der entstehenden Freifläche wird Platz genug sein, um ein sechs Mal 15 Meter großes Zelt aufzustellen.
Der Dorfplatz, so Renz weiter, soll in anthrazitfarbenem sogenanntem Altstadtpflaster hergestellt werden. Es wird Beete geben, die von Natursteinborden eingefasst sind, ebenso kleinkronige Linden, die für Schatten und Grün sorgen. Zur Bornstraße hin sind drei Parkplätze vorgesehen; im hinteren Bereich, unterhalb der Kirche, soll es eine wassergebundene Decke geben, die auch als Boule-Bahn geeignet ist. Abgeschlossen wird dieser „Schlauch“ von einer Pergola und Büschen dahinter. Um das derzeit starke Gefälle abzufangen, soll das Gelände im unteren Bereich auf 15 Metern Länge angehoben werden, erläuterte Claudia Renz. Die Entwässerung wird über eine ebenfalls optisch zum Ambiente passende Natursteinrinne gesichert. Die derzeit an der Kirche befindliche Lampe wird nach hinten versetzt. Die Natursteinmauer sollen erhalten und zum Teil saniert werden. Sitzmöglichkeiten sollen unter der halbrund geformten Pergola sowie in den Randbereichen des Dorfplatzes geschaffen werden. Das vorhandene Nebengebäude soll saniert, der Geräteunterstand neu gebaut werden.
Die Kosten für den Platz sind nach Angaben der Planerin Claudia Redlin auf 200.000 Euro „gedeckelt“ worden. Als Ausgabeposten sind im einzelnen vorgesehen:
- Abbruch: 36.000 Euro
- Sanierung Nebengebäude: 26.000 Euro
- Neubau Geräteunterstand: knapp 18.000 Euro
- Freiflächengestaltung: 92.000 Euro
- Baunebenkosten: 27.000 Euro (alle Angaben gerundet und inklusive Mehrwertsteuer)
Die Finanzierung ist wie folgt vorgesehen:
- Eigenmittel der Gemeinde inklusive Spenden und Versteigerungs- und Fest-Erlöse etc.: 37.000 Euro
- Unentgeltliche Eigenleistung: 52.000 Euro
- Zuschuss: 110.500 Euro
Eigenleistungen sollen laut Zuschussantrag in allen Bauphasen erbracht werden, zum Beispiel beim Gebäudeabbruch mit der Entkernung der Schule, bei der Materialsortierung sowie beim Abbruch von Unterstand und Nebengebäude. Ferner bei der Sanierung des Nebengebäudes, beim Einbau von Fenstern und Türen, der Erneuerung der Dachschalung, beim Verputzen und Streichen der Fassade. Auch der Neubau des Geräteunterstands soll in Eigenleistung erfolgen.
Bei der Gestaltung der eigentlichen Dorfplatz-Fläche sollen zum Beispiel das Aufnehmen des alten Pflasters und der Tiefborde von frewilligen Helfern erledigt werden, ebenso das Setzen von Findlingen, die Demontage der Schautafel oder auch Beiputzarbeiten, das Anbringen der Beleuchtung, Arbeiten für die Entwässerung, das Ausheben von Pflanzlöchern und Setzen von Pflanzen, die Raseneinsaat, das Aufstellen von Bänken und die Montage der Pergola.
Mathias Schliemann kündigte an, dass in Kürze bereits eine Projektgruppe gebildet wird, die die Arbeitseinsätze planen und koordinieren, aber auch die Aquise von Spenden und die Versteigerung alter Schulentensilien vorbereiten soll. „Der Dorfplatz“, so der Bürgermeister, „ist eine riesen Chance für Weinähr, sich weiterzuentwickeln. Wir müssen etwas machen als Tourismusgemeinde.“
Verbandsbürgermeister Udo Michael Rau (CDU) gratulierte, dass Weinähr „endlich Nägel mit Köpfen“ macht. Im Zeichen sinkender Bevölkerungszahlen müssten die Dörfer unbewohnte Objekte rigoros aus dem Ort entfernen, um desolate Situationen des Verfalls zu vermeiden. Die Schaffung von Grünanlagen an ihrer Stelle sei ein in die Zukunft weisender Schritt, urteilte der Nassauer Verwaltungschef. Er ließ aber keinen Zweifel daran, dass der Dorfplatz für Weinähr und seine Bevölkerung angesichts der desolaten Haushaltslage der Gemeinde ein Kraftakt sei. Auch die Landtagsabgeordneten Matthias Lammert (CDU) und Frank Puchtler (SPD) beglückwünschten zum Dorfplatz-Projekt und sagten weiterhin ihre Unterstützung zu. Puchtler will zum Beispiel ein Fässchen Bier spenden, erklärte er. Der Oberneisener erwartete außerdem positive Effekte auf die Dorfgemeinschaft und den innerörtlichen Zusammenhalt, gab er Erfahrungen aus seinem eigenen Heimat-Dorf weiter.
Die Teilnehmer der Einwohnerversammlung vor der alten Schule, die wohl noch in diesem Jahr verschwinden wird. Im Bild unter anderem auch Die Abgeordneten Puchtler (Mitte), Lammert (4.v.re.) und VG-Chef Rau (li. neben Puchtler) sowie Ortschef Schliemann (3.v.li.).