Gemeinderat beschließt Abriss der alten Schule
23. Mai 2007
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Mit einem so deutlichen Beschluss hatte wohl kaum jemand gerechnet: Mit 7:1 Stimmen hat sich der Weinährer Gemeinderat gestern Abend für den Abriss der alten Schule und die Herstellung eines Dorfplatzes an ihrer Stelle entschieden. Bis zum 15. Oktober dieses Jahres, so der Beschluss weiter, soll die Gemeinde beim Land Rheinland-Pfalz einen Antrag auf Förderung aus Mitteln der Dorferneuerung stellen, um Abriss und Dorfplatz-Gestaltung finanzieren zu können. Um die Zustimmung der Kommunalaufsicht des Rhein-Lahn-Kreises zu dem Projekt zu erlangen, soll in den kommenden Monaten ein neuer, genehmigungsfähiger Entwurfsplan aufgestellt werden, der gegenüber früheren Planungen voraussichtlich deutlich „abgespeckt“ sein wird. Frühestens im Frühjahr 2008 könnte dann mit den Arbeiten begonnen werden – vorausgesetzt, dass das Land bis dahin die notwendigen Zuschüsse bewilligt.
Eine klare Absage erteilte der Gemeinderat gestern der ebenfalls zur Diskussion gestellten Alternative einer Vermarktung der alten Schule nach einem festen Zeitplan von einem Jahr – eine Variante, die Ortsbürgermeister Mathias Schliemann zeitweise selbst erwogen hatte, wie er erklärte. Der Bauausschuss hatte dies bereits vor zwei Wochen verworfen, wenn auch nur mit knapper Mehrheit, so dessen Vorsitzender Christoph Linscheid. „Wir haben uns mit der Entscheidung sehr gequält“, sagte er. Für den Gemeinderat war das Ausschuss-Votum allerdings nicht bindend, wie Schliemann betonte. Der Rat folgte schließlich auch der Ausschuss-Empfehlung, die so genannte Remise, das Nebengebäude der Schule, vorerst zu erhalten. Dort sind der Gemeinde-Traktor und andere Gerätschaften untergebracht. „Irgendwo müssen wir unsere Geräte schließlich unterbringen“, meinte dazu Stefan Behnke (WG Schliemann). Außen vor bei der Planung bleibt zunächst auch die vor Jahren schon vorgesehene Einbeziehung des „Hauses Göbel-Bender“. Das alte Anwesen sollte seinerzeit angekauft und abgerissen werden, um eine größere Fläche für den Dorfplatz zu erhalten.
In der Diskussion gestern Abend zeichnete sich rasch eine Mehrheit für die Abriss-Lösung ab. Der zweite Ortsbeigeordnete Hubert Bender wies ebenso wie Ortschef Schliemann auf den wachsenden Reparaturbedarf für das etwa 140 Jahre alte Gebäude hin. Im Falle eines Verkaufs, so Bender, verliere die Gemeinde jeglichen Zugriff auf das Gelände. Heinz-Peter Schuck (SPD) war überzeugt, dass niemand die alte Schule kaufen würde. Und die Gemeinde selbst könne neben dem historischen Rathaus kein zweites Gebäude dieser Größenordnung unterhalten. Auch mit Blick auf die Zukunft wäre die Verkaufslösung ein Fehler meinte Schuck. „Ich will die Gemeinde sehen, die in ihrer Dorfmitte, an der Kirche, einen Platz hergibt. Den bekämen wir nie wieder zurück!“ Jetzt habe die Gemeinde die Chance, einen echten Dorfmittelpunkt zu schaffen.
Dieter Gensmann (SPD) erinnerte daran, dass im Jahr 2003 „alles schon fertig eingetütet“ war. Die hohen Kosten von 415.000 Euro, die der Windener Planer Prof. Uhle errechnet hatte, hätten damals offenbar viele abgeschreckt. „Der Plan war sicher auch Wahlkampf“, meinte Gensmann. Jetzt gelte es, „ohne viel Aufwand“ einen einfachen Dorfplatz herzustellen. Martin Mono (WG Schliemann) sprach sich ebenfalls dafür aus, den Umfang des Uhle-Plans deutlich abzuspecken. Mathias Schliemann hielt es für möglich, dass ein Abriss deutlich günstiger zu machen ist als die vor Jahren veranschlagten 40.000 bis 50.000 Euro, und die Remise wäre sicherlich in das Gelände zu integrieren. Frank Mertlich (WG Schliemann) war gegen jeder Art von „Fantasterei“: „Abgerissen, fertig“, meinte er knapp.
Lediglich Karin Netuschil (WG Schliemann) sprach sich für die Verkaufs-Lösung aus. Diese Möglichkeit sei bisher noch überhaupt nicht ausgeschöpft worden. Ihrer Meinung nach gäbe es durchaus noch Chancen, einen Käufer für das Gebäude zu finden, der dort Wohnungen einrichten könnte. „Wir haben eine Veräußerung doch noch nie propagiert“, sagte sie.
Trotz des gestern gefassten Beschlusses wird die Gemeinde nicht umhin kommen, noch einmal Geld in die Schule zu investieren, verdeutlichte Mathias Schliemann. So werde in Kürze eine Baufolie vor die Fenster angebracht. Schliemann machte außerdem klar, dass sich Weinähr als Fremdenverkehrsort bei der künftigen Dorfplatz-Gestaltung kein Provisorium, zum Beispiel einen Schotterplatz, leisten kann. Um das Projekt finanzieren zu können, werde den Weinährer Bürgern vermutlich viel Eigenleistung abverlangt.
Die wichtigste Hürde, die es nun zu nehmen gilt, ist nach Darstellung des in der Sitzung ebenfalls anwesenden Verbandsgemeinde-Bürgermeisters Udo Michael Rau (CDU) die Zustimmung der Kommunalaufsicht, die vor vier Jahren das damalige Dorfplatz-Projekt des Windener Planers Prof. Uhle „wegen mangelnder finanzieller Leistungsfähigkeit“ der Ortsgemeinde Weinähr abgelehnt hatte. Rau gab  sich jedoch optimistisch: „Wenn erst einmal das Ob entschieden ist, dann lässt man uns bei dem Wie nicht hängen.“