Bahnhof Obernhof dem Verfall preisgegeben?
29. Juli 2007
Der Güterschuppen des Obernhofer Bahnhofs gleicht einer Ruine, nachdem die Deutsche Bahn das Dach hat abreißen lassen. „Wegen Einsturzgefahr der total verfaulten Balken“, wie das Unternehmen verlautbaren ließ. Dass der 1862 errichtete Bahnhof inklusive seiner Anbauten unter Denkmalschutz steht, interessierte die „DB Services Immobilien GmbH“ offenbar nicht, und aus dem Kreishaus Bad Ems hieß es dazu lediglich: „Missverständnis“.
Missverständnis? „Da sollten wohl vollendete Tatsachen geschaffen werden, die eine finanzierbare Sanierung nahezu ausschließen“, urteilt der Limburger Eisenbahn-Experte Hans-Peter Günther, der die Entwicklung der Deutschen Bahn seit Jahren kritisch begleitet. Nicht nur das Dach wurde abgerissen, sondern auch noch völlig intakte Balken, Streben und Wandverkleidungen sowie die Treppen- und Rampenanlage am Bahnhofsvorplatz. Günther verweist darauf, dass das Nebengebäude vermutlich schon vor 1880 errichtet wurde, was er anhand von alten Zeichnungen belegen kann. Überhaupt stelle der Bahnhof Obernhof baugeschichtlich eine Besonderheit dar, die ihn zu einem erhaltenswerten Objekt mache.
Bahnreisende, zu denen auch viele Weinährer gehören, wissen jedoch, dass es schlecht bestellt ist um den Obernhofer Bahnhof, der immerhin noch bewohnt ist. In die Wartehalle wurde schon seit Jahrzehnten nicht mehr investiert, und auch das Äußere des Gebäudes verkommt zusehends. Immerhin ist der Bahnhof noch mit einem DB-Mitarbeiter besetzt, der die Signale bedient. Doch damit dürfte spätestens 2012 Schluss sein, wenn das zentrale Stellwerk in Diez in Betrieb gehen wird. Dann wird auch an den Bahnhöfen Nassau, Laurenburg und Balduinstein kein Personal mehr benötigt. Warum also noch in ein altes Bahnhofsgebäude investieren?, mag sich so manch ein Stratege der Mehdorn-Truppe denken.
Eine Entwicklung, die dem heimischen Tourismus-Gewerbe durchaus nicht gleichgültig sein kann. Ist der Bahnhof Obernhof doch ein Stück weit die „Visiten-Karte“, mit der die Region Ausflügler aus dem Koblenzer und dem Limburger Raum empfängt, die per Bahn anreisen. Viele kommen zum Wandern, wollen Kloster Arnstein oder Schloss Langenau besuchen und in Obernhof oder Weinähr einkehren, um einen Schoppen Lahn-Wein zu trinken oder vielleicht sogar zu übernachten. Ein moderner, zeitgemäßer Bahnhof liegt deshalb im ureigensten Interesse für den heimischen Fremdenverkehr und sollte deshalb mit Nachdruck von der heimischen Politik gefordert werden. Durchaus auch ein geeignetes Betätigungsfeld für den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nassau, Udo Rau (CDU).