Horst Thomas: Die Weinährer Feuerwehr ist schon lange nicht mehr „eigenständig“
7. September 2007
Die 18 aktiven Feuerwehrmänner in Weinähr sind – trotz vielfältiger beruflicher Belastungen – jederzeit in Gruppenstärke von neun Personen einsatzfähig. Dies erklärte der Weinährer Wehrführer Horst Thomas in der Reihe „Weinährer Dorfgespräche„. Die immer wieder gestellte Frage nach der Eigenständigkeit der heimischen Wehr erübrige sich, weil die Weinährer „Einheit“ seit Jahrzehnten bereits fest in die Feuerwehr der Verbandsgemeinde Nassau eingegliedert worden sei. Lesen Sie hier das Interview mit Horst Thomas im Wortlaut:
Herr Thomas, viele Ortsfeuerwehren haben zunehmend Schwierigkeiten, tagsüber einsatzbereit zu sein. Wie ist die Situation in Weinähr?
Horst Thomas: Die Frage nach der vorhandenen Einsatzbereitschaft tagsüber ist insofern berechtigt, als in der Tat viele unserer aktiven Kameraden beruflich – Gott sei Dank – ortsabwesend sind. Da sich die Zeiträume der beruflichen Abwesenheit jedoch teilweise durch verschiedene Arbeitsschichten, Urlaube usw. überschneiden, hatte sich bisher nie die Situation ergeben, dass unsere Einheit nicht zu einem Einsatz ausrücken konnte.
Nach dem neuen Alarmplan der VG Nassau rücken die Weinährer Kameraden ab 2008 gemeinsam mit Obernhof aus. Ist damit die Eigenständigkeit der Weinährer Feuerwehr aufgehoben?
Horst Thomas: Immer wieder müssen wir aktiven Feuerwehren feststellen, wie viel Unkenntnis in der Bevölkerung betreffs der Strukturierung in den Feuerwehren, als auch den Brand- und Katastrophenschutz insbesondere betreffend, vorherrscht.
Die wiederholte Frage nach Eigenständigkeit und Selbststständigkeit der Feuerwehreinheit in Weinähr, wie auch in den übrigen Feuerwehreinheiten der Verbandsgemeinde Nassau, erübrigt sich. Und zwar insofern, als diese seit Jahrzehnten seit Gründung der Verbandsgemeinde zu einer Feuerwehr der Verbandsgemeinde Nassau, zusammengefasst wurden. Die Feuerwehr in Weinähr heißt seither „Freiwillige Feuerwehr Nassau Einheit Weinähr“ im folgenden einfachheitshalber „Einheit Weinähr“ genannt. Fahrzeug, Gerätschaften und Gebäude sind Eigentum der Verbandsgemeinde.
Zudem ist der Begriff „Einheit“ keiner festgelegten Mannschaftsstärke zugeordnet. Die Feuerwehren bestehen aus Trupps, Staffeln, Gruppen, Zügen und sonstige Verbänden. Die Einheit Weinähr ist auf Gruppenstärke ausgerichtet. Ein Gruppenführer und weitere acht Wehrleute. Mit unserer derzeitigen Anzahl von achtzehn Aktiven, im Alter zwischen 18 und 55 Jahren, kann man davon ausgehen, dass die Einsatzbereitschaft gegeben ist. Zudem stehen wir mit Feuerwehreinheiten im Verbund. Der Bereich der VG Nassau ist bereits seit Jahren (nicht erst ab 2008 ) in drei Ausrückebereiche aufgeteilt. Die Einheit Weinähr gehört zum „“Ausrückbereich 1″ dem unter anderem die Einheiten der Stadt Nassau, Obernhof und Winden zugeordnet sind. Je nach Art und Umfang eines Schadensereignisses und deren Einstufung, werden nach festgelegten Einsatzplänen Maßnahmen ergriffen.
Im Unterschied zu vielen anderen Feuerwehren gibt es in Weinähr bisher keine Frauen. Woran könnte das liegen?
Horst Thomas: Was die „ Frauensituation“ unserer Wehr anbelangt, können wir nur mutmaßen, dass von Seiten der Frauen unserer Gemeinde, kein Interesse am ehrenamtlichen, aktiven Mitwirken besteht. Obwohl wir von vielen Frauen in den verschiedensten Angelegenheiten unserer Feuerwehr Unterstützung und Mitwirkung erfahren, die wir gern in Anspruch nehmen und für die wir dankbar sind. Bisher hatten wir noch keinen Antrag einer Bürgerin nach Aufnahme in die Feuerwehreinheit. Wer und wo sind die vielen Feuerwehren die, im vermeintlichen Gegensatz zu der unseren, über weibliche Einsatzkräfte verfügen?
Wie ist die Nachwuchssituation der Weinährer Wehr?
Horst Thomas: Die Zukunft unserer Wehr in den nächsten Jahren ist als gesichert anzusehen, da wir durchweg hoch motivierte Kameraden in unseren Reihen haben. Sicherlich würden wir uns über weiteren Nachwuchs freuen damit wir auch weiterhin für die Gemeinschaft und die Sicherheit unserer Bürger sorgen können.
Im Jahr 2011 soll Weinähr laut Planung der Verbandsgemeinde ein so genanntes Kleinlöschfahrzeug erhalten, das keine eigene Pumpe, sondern einen festen Wasservorrat beinhaltet. Ist dieses System für eine kleine Feuerwehreinheit tatsächlich das beste?
Horst Thomas: Was die geplante Beschaffung eines Kleinlöschfahrzeuges für die Einheit Weinähr betrifft, muss gesagt werden, das dies nicht ein Beschaffungswunsch“ unserer Einheit war, sondern von der Wehrleitung und weiteren Entscheidungsgremien der VG Nassau für unseren Bereich als notwendig erachtet wurde. Selbstverständlich hat auch ein solches wasserführendes Fahrzeug eine „Pumpe an Bord“. Wie sollte Löschwasser sonst an die Einsatzstelle gelangen? Einleuchtend dürfte sein, dass, sollten wir über ein solches Fahrzeug verfügen, wir wesentlich schneller gerade in einer Brandentstehungssituation, eingreifen könnte. Der bisher vorrangige Aufbau einer Löschwasserversorgung würde damit nachgeordnet oder gar entbehrlich: zum Beispiel Fahrzeug- oder Flächenbrand außerhalb der fernab geeigneten Wasserentnahmestellen. Weitere Vorteile, die sich aus der Verfügbarkeit über ein solches Fahrzeug ergeben würden hier aufzuzählen, wäre für diese Stellungnahme zu umfangreich.
Blicken wir kurz in die Zukunft: Wird es im Jahr 2025 noch eine selbstständige Weinährer Feuerwehreinheit geben?
Horst Thomas: Bei entsprechendem Rückhalt und mit Unterstützung der Ortsgemeinschaft werden wir auch das 125-jährige Bestehensfest erleben.
Vielen Dank für dieses Gespräch!