Viele Autos, wenige Geburten, hohe Schulden
29. Mai 2007
Kein Zweifel: Weinähr ist eine Gemeinde, in der es sich gut leben lässt. Andererseits drücken erhebliche Probleme auf den kleinen Ort im Gelbachtal, wie eine Analyse von Daten des Statistischen Landesamts Bad Ems zeigt.
Die Statistik zeigt zum Beispiel, dass Weinähr eine ausgesprochen finanzschwache Gemeinde ist, nicht nur wegen der hohen Schuldenlast. Pro Einwohner nahm die Ortsgemeinde im Jahr 2005 nur 609 Euro aus allen Einkunftsarten (Steuern, Schlüsselzuweisungen etc.) ein, das waren mehr als rund 30 Prozent weniger als im Landesschnitt, der bei 884 Euro liegt. Die öffentliche Verschuldung lag Ende 2005 in Weinähr bei 736 pro Kopf, während sie im übrigen Land in ähnlich großen Orten bei nur 263 Euro liegt.
Statistisch erfasst wurde auch die Zahl der Fahrzeuge in den jeweiligen Gemeinden. Danach gab es in Weinähr zum 1. Januar 2006 genau 315 Fahrzeuge. Der Anteil der Autos liegt damit bei 67,7 Prozent der Bevölkerung – etwas mehr als im Vergleich mit anderen Gemeinden, wo der Anteil der Fahrzeuge bei 65,4 Prozent liegt. Hieran ist ersichtlich, dass die Weinährer Bevölkerung in hohem Maße mobil sein muss, sei es, um einem Beruf nachzugehen oder auch die Güter des täglichen Bedarfs zu beschaffen. Aus der hohen Zahl ergibt sich ferner, dass viele Familien über mehrere Pkw verfügen.
Aufschlussreich ist auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in Weinähr eine interessante Abweichung vom Durchschnitt aller rheinland-pfälzischen Ortsgemeinden gleicher Größenordnung aufweist: Während im Landesdurchschnitt 58,3 Prozent der Männer sozialversicherungspflichtig erwerbstätig sind, sind es in Weinähr nur 53,8 Prozent. Bei den Frauen ist das Verhältnis umgekehrt: Der Anteil der erwerbstätigen Frauen beträgt in Weinähr 46,2 Prozent, während es auf Landesebene im Schnitt 41,7 Prozent sind. Insgesamt gingen zum 30. Juni vergangenen Jahres 173 Weinährer arbeiten, davon 80 Frauen und 93 Männer. Im Ort selbst arbeiteten 31 Menschen, davon 17 Frauen und 14 Männer.
Bei der Schulbildung liegen die Weinährer weitgehend im Landes-Durchschnitt vergleichbarer Dörfer. 25 Prozent der Weinährer Schüler besuchen ein Gymnasium, 14,6 Prozent eine Hauptschule, 12,5 Prozent besuchen die Realschule. Abweichungen gegenüber dem übrigen Land ergeben sich dadurch, dass es in der Verbandsgemeinde Nassau keine Regionale Schule gibt, ein Mix aus Haupt- und Realschule. Insgesamt gibt es im Ort zurzeit 48 Schülerinnen und Schüler.
Nur halb so hoch wie im Landesvergleich ist in Weinähr die Zahl der Geburten: Hochgerechnet auf 1000 Einwohner lag sie im Jahr 2005 bei 4,3, während sie ansonsten im Land bei 8,5 liegt, eine rein statistische Zahl, versteht sich.
Diese Zahlen sagen zwar einiges über die Infrastruktur in Weinähr aus, allerdings kaum etwas über die tatsächliche Lebensqualität im Ort. Denn die dürfte im Wesentlichen von den Bürgern selbst abhängen, zum Beispiel von ihrem Engagement für das Gemeinwohl.